Rund 13% der Fläche Deutschlands (35,7 Mio ha) wird von Grünland dominiert (4,7 Mio ha).
In Baden-Württemberg sind es 20% (ge-schätzt) der Bodenfläche, die von Gräsern dominiert wird. Der
Grünlandanteil (Wie-
sen & Weiden) an der landwirtschaftlich genutzten Fläche beträgt 38%.
Gräser prägen daher ganze Landschaften.
Gezeigt sind häufige Süß- und Sauergräser (Seggen). Vertreter beider Familien tre-ten wegen unterschiedlicher Standortansprüche kaum in Konkurrenz zueinander. Allerdings ist die Schnittverträglichkeit (interkalare Meristeme an den Stengelkno-ten) bei Süßgräsern höher.
Die Verringerung der Artendiversität von Wiesen steht meist mit der Aufgabe traditi-oneller Mahdnutzung (z.B. Heugewinnung) in Zusammenhang. Selbst wenn das Nutzungsregime erhalten bleibt, gibt es
eine Fülle weiterer Faktoren (Dürreperioden,
Stickstoffeinträge), die mit aktuellen Artenveränderungen - meist Verlusten - koin-zidieren.
Darunter fällt auch die Zunahme des Rohrschwingels (Festuca arundinacea).
Ein ausdauerndes, wüchsiges und konkurrenzstarkes Gras feuchter bis wechseltrock-ener Standorte, das mittlerweile in fast allen Wiesentypen vorkommt. Durch die starke Wirkung auf andere Arten hat Rohrschwingel unter geeigneten Bedingungen (Bewirtschaftung, Standort) das Potential einer System-verändernden Schlüsselart.
Ursache dafür ist die züchterische Bearbeitung und wenig problembewusste Einsaat von Privatpersonen, Straßenmeistereien und Landwirtschaft. Ein
Beispiel dafür, wie allein durch die Anwendung von regulärem Standardsaatgut - ohne Hilfe von Gen-technik, Pestiziden, Klimawandel oder Neophyten - d.h. ganz im Stillen, Biodiversität verringert
wird. Letztlich sind es die vielen Mosaiksteinchen permanenter (aus ökolo-gischer Sicht unreflektierter) Umweltmanipulation, die Artenzusammensetzung und
-diversität in der Landschaft verändern. Im Gegensatz zu früher ist es die unglau-bliche Effizienz und Flächenwirksamkeit der Bewirtschaftung, die die dramatische Verringerung von Biodiversität zur
Folge hat.
Sämtliche an der Freisetzung Beteiligten, ob nun Züchterinnen (Wissenschaftler), Saatgut-Zulassungsbehörden (Staat) und Anwenderinnen (Privatperson) berufen sich auf den für Ihr Tun vorgelagerten Entscheidungsdruck. Und ein jeder ist fleissig damit beschäftigt, auf lange Sicht eine Landschaft zu erzeugen, die irgendwann viel-leicht keiner mehr haben will.