Torfmoose (Sphagnum) gehören zu den wichtigsten Torfbildnern. Es wird eine kleine Arten-Auswahl aus den Sektionen Acutifolia, Cuspidata, Sphagnum und Squarrosa gezeigt.
Die Variabilität der Arten wird am Beispiel von Sphagnum nemoreum (= S. capilli-
folium; obere Reihe) deutlich. Bei den folgenden Arten zeigen die Bilder die Gesamt-
ansicht, Bündel (Faszikel) und Stammblätter, wie sie mit der Lupe erkennbar sind.
Auch Pflanzen der Moore nutzen das Kohlendioxid der Luft CO₂(400 ppm), um damit zu wachsen. Da Moore bekanntermaßen nass sind, gerät das ohnehin schwer zersetzbare Pflanzenmaterial
(Schilf, Sauergrä-
ser, Torfmoose) unter Luftabschluss und wird nicht mehr abgebaut. So wird das von uns im Übermaß pro-
duzierte Kohlendioxid gebunden.
Bei Trockenlegung hingegen - über 90% der Moore Baden-Württem-
bergs sind trocken und zerstört - werden die Torfe wieder abgebaut und das gespeicherte Kohlendioxid freigesetzt.
Die Vorstellung eines riesigen Parkplatzes, auf dem Autos mit laufendem Motor jahrelang herumstehen, kommt diesem Zustand nahe. Wer will das schon?
Die Abbildung zeigt, wie sich im Schwenninger Moos bei Windstille in der bodennah-en Luftschicht die CO₂-Konzentration verdoppelt. Das Moor atmet! D.h. über degra-dierten Mooren herrschen über kurze Zeiträume Kohlendioxidkonzentrationen, die wir global hoffentlich nie erleben werden.
Zur Bestimmung der CO2-Assimilation und Respiration von Torfmoosen, ver-
wendet man spezielle Messküvetten (Limnoterra 1999).
Hintergrund der Untersuchungen ist die Fragestellung, welche Sphagnum-Arten
sich unter welchen Standortbedingung-
en eher zur Verringerung des atmosphä-
rischen Kohlendioxids eignen.
Bei einem jährlichen Höhenwachstum von 1 - 20 Millimetern (abh. von Torfmoosart) ist die Bildung von Trockenmasse und damit die Kohlendioxid-Bindung wenigstens 20 mal niedriger als die von Gefäß- bzw. Blütenpflanzen.
Dies liegt in ihrer (Moos)Morphologie und (Moos)Physiologie begründet. Die Bedeu-tung kompakter Torfmoosstrukturen liegt u.a. darin, den Wasserspiegel über das Bodenniveau anzuheben, wodurch darin gebildete bzw. gespeicherte Biomasse (Kohlenstoff) der Atmosphäre entzogen wird.
Eine angeschnittene (Bild s.o.) Torffläche hingegen, wird lateral entwässert und setzt mit dem nun erfolgenden Zutritt von Luftsauerstoff (und daher gesteigertem mikro-
biellem Abbau) in höherem Maße Kohlendioxid frei, als sie zu binden vermag.
In der aktuellen Berichterstattung stößt man häufig auf Aussagen wie „Im Mittel speichern Moore ca. 700 Tonnen Kohlenstoff je Hektar, sechsmal mehr als ein Hektar Wald...“, oder „Torfmoose, die grünen Kraftwerke. Torfmoose bauen Moorlandschaf-ten und speichern mehr CO2 als alle Wälder dieser Welt“ (Neue Züricher Zeitung).
Leider hat dies nun garnichts mit dem aktuellen Speichervermögen der Moor-Vege-tationsdecke zu tun, sondern ist das Ergebnis eines mehrere tausend Jahre währen-den Prozesses der Torfbildung. Es müsste "speicherten" heißen. Und natürlich bindet Wald im Jahresgang mehr Kohlenstoff als ein Moor.
Die 700 t/ha sind eher eine Warnung diese ja nicht freizusetzen, sondern entspre-chende Flächen zu vernässen, um den aeroben Abbau des Kohlenstoff-Speichers (s.o. Moore atmen) zu verhindern.
Was uns im Zusammenhang mit der Erderwärmung interessieren sollte, ist die Frage, wieviel CO2 die jeweilige Moorvegetation der Atmosphäre in absehbaren Zeiträumen (wir haben nicht nochmal 8000 Jahre...) zu ent-ziehen und unter Luftabschluss dauer-haft zu binden vermag.
Auch wenn Torfmoose über Jahrtausen-de riesige Kohlenstoffspeicher anlegen können, haben sie -
wie alle Moose -
wegen ihrer niedrigen Assimilationsrate
nur eine vergleichsweise geringe Flächenwirksamkeit hinsichtlich der CO2-Speicher-ung. Selbst
bei der günstigen Annahme, dass Torfmoose 0,5 Gramm Kohlenstoff je Quadratmeter und Tag binden und dies an 200 Tagen im Jahr, ergäbe dies eine Ton-
ne Kohlenstoff je Hektar und Jahr. Schilf bindet etwa die zehnfache Menge.
Zum Vergleich
Als Durchschnitt-Bundesbürgerin ist man derzeit für den Ausstoß von 2 bis 3 Tonnen CO2-C jährlich verantwortlich.
Zur Orientierung
Die doppelte Fläche des Bundesgebiets wäre einzusetzen um unseren Kohlendioxid-ausstoß auf diese Weise zu kompensieren. Selbst Bad Wurzach
(Baden-Württem-berg), auf deren Gemeindefläche sich der größte intakte mitteleuropäische Hoch-
moorschild befindet, ist bei weitem nicht 'klimaneutral'. Dies kann man bei Zugrun-delegung der 1) Bindungsraten sowie 2) Moorfläche und Einwohnerzahl (z.B. wiki-
pedia) orientierend selbst nachrechnen.
Daraus abzuleiten, wir müssten natür-liche Systeme in unserem Sinne ledig-lich optimieren (Biotechnologie i.w.S.), ist keine neue, eher dem technischen Fortschrittsstreben ähnliche, Denkwei-se.
Pflanzen - sich selbst erhaltende, über Zeit (hunderte Jahrmillionen) und Raum (weltweit) diversifizierende Lebewesen, lassen so manche Laborsensation doch sehr blass aussehen.
Was nun? Qualitätsmedien könnten sich z.B. an einer Sensitivitätsanalyse ver-suchen, die das gesamte Bild zeigt.
In einer oder mehrerer Hinsicht einen Sachverhalt beurteilen zu können wäre
tatsächlich eine Möglichkeit, inhaltlich weiterzukommen.
Was genau ist die Motivation, so etwas zu publizieren? Steht dies für Europäi-sche Wissenschaft?
Chat gpt meint auf die Frage ob Moose oder Bäume global mehr Kohlendioxid bin-den, dass in „Bezug auf die globale Kohlenstoffbindung Bäume wahrscheinlich effek-tiver sind als Moose. Bäume wachsen stärker und haben eine größere Gesamtbio-masse als Moose, was bedeutet, dass sie insgesamt mehr Kohlenstoff aufnehmen und speichern können...Moose sind nicht so effektiv wie Bäume in der Bindung großer Mengen Kohlendioxid.“
[Tipp für Unbedarfte: Erst die Chat gpt-Meinung abfragen (= Null-Hypothese) und versuchen diese zu falsifizieren.]