Die Vereinten Nationen erklärten (nach der Dekade der Biodiversität) 2021-2030 zur Dekade der Wiederherstellung von Ökosystemen. Diese sollen gefälligst wieder ihre Arbeit tun!
Mehr CO2 binden,
sauberes Wasser bereitstellen,
daneben ein nettes Umgebungsklima
und natürlich Artenvielfalt
Ökologie ist komplex, verführerisch in ihrem Ganzheitsanspruch1, sperrig und auch
widersprüchlich. Die Übersetzung ihrer Erkenntnisse in wirksame Maß-
nahmen in jedem Fall anspruchsvoll.
Etwa wie Jura, Baustatik, automotive Lenkungssysteme & Biochemie. Solche Fachinhalte überlässt man, weil nicht öffentlichkeits- und medientauglich, be-rechtigterweise und gerne, Experten.
Themen, die weder auf Titelseiten der Zeitungen noch Pushup-Nachrichten bestim-men. Dennoch von Relevanz.
Ökologie - nachgeordnet Natur- & Umweltschutz - funktioniert anders
Hörensagen, Meinung, Lehrmeinung, ungeordnete Fakten existieren widerspruchs-los nebeneinander, völlig überlagert von Verlautbarungen der Medien, politischen Newsrooms, Werbe- und Presseagenturen.
Ökologie wird nach
zur Leerformel.
In diesem Umfeld fehlt zur Manipulation, angesichts institutionellem, politischem,
wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Erfolgszwang, oft nur ein kleiner Schritt.
Die Fokussierung medialer Berichterstattung und öffentlicher Aufmerksamkeit auf
Gefühlsthemen (Reichweite statt Inhaltsbreite & -tiefe) sowie einseitigen Nutzen,
den Menschen aus intakter Natur ziehen, zählt dazu.
Nachfolgend drei völlig harmlose, zur Kennzeichnung des Massenphänomens durch-
aus typische Beispiele.
Hilft bei folgenden Beispielen noch Medienkompetenz?
Bei Veröffentlichungen von Landesministerien sollte man eigentlich 'Goldstandard' hinsichtlich Datenqualität und Datenauswertung & -interpretation vermuten. Um-weltberichterstattung der Südwestdeutschen Medien Holding eignet sich als Unter-haltungsbeilage und fügt sich zwanglos in KI-generierte Ratgeberliteratur ein.
Repräsentationslücke Ökologie - eine Zumutung.
Solche Maßnahmen, Bilder und Texte sind reine „Wohlfühlökologie“ (Wolfgang Ha-
ber). Inhalte, die trivial bebildert - oft sachlich falsch - sind, aber professionell Emo-tionen ansprechen. Nicht ohne Grund plädiert der genannte Autor für aufgeklärte Bildung nicht »Ein«bildung.
Hard (1997) spricht in solchen Fällen von „Symbolischer Ökologie“.
Im Ringen um Aufmerksamkeit neigen leider zunehmend auch Fachbehörden und Ministerien dazu, Umweltdaten zu emotionalisieren, als wären diese ohne „Färbung“ nichts wert, oder gar zu verstehen.2
Wenn das Schule macht...
Fehler macht jeder - das ist nicht schlimm; der Ansatz, im Grunde Tendenziöses
irgendwie wissenschaftlich zu verkaufen schon.
Es scheint, als hätten Schwärme für virtuelle Politik zuständige Politikberaterinnen, Multiplikatoren & Quiz-Pädagoginnen ganze Arbeit geleistet. Endlose Infobroschüren-
& Zeitschriften Produktion zur Wahrung der Deutungshoheit, statt die essentiellen Fakten und die mit kritischer Distanz
getroffenen Abwägungen konsolidiert und koor-diniert in die Öffentlichkeit zu tragen.
So ist es auch von begrenzter Nützlichkeit, wenn Fachbehörden eines jeden Bundes-landes sich aus demselben Datenpool bedienen und die Informationen - teils besser, teils schlechter (abhängig vom
Personalstand?) - jeweils gesondert veröffentlichen. Zunehmend wird die Verbreitung der jeweiligen Wohlfühlagenda Presse- und Werbe-
profi GmbHs übertragen. Die Verantwortung für Texte und Bilder liegt dann allein bei willlfährigen "meinungsstarken" Textproduzenten und Bilderagenturen.
Motto: Was jeder schon glaubt zu wissen, kann nicht falsch sein, und laufende Wie-
derholung schadet ja nichts. Das ist Texten & Handeln, dass seine Bedeutung für gesellschaftliche Information, Bildung & ernsthafter Teilhabe nicht verstanden hat.
Qualifizierte pluralistische Einschätzung ökologischer Sachverhalte bedarf leider mehr, als den überstrapazierten gesun-
den Menschenverstand (der den Nutzen für den Menschen immer absolut setzt) und ein dazu passendes wissenschaftli-
ches Statement.
Jede der nachfolgenden Infos umfasst eine bis drei Textseiten und erfordert daher
5 bis 10 Minuten Lesezeit, bietet aber mehr Fakten & Zusammenhänge, als etwa 40 Pressemeldungen der Südwestdeutschen Medien Holding (siehe Info I) & andere Verlautbarungen zur gleichen
Thematik.
Im Falle fehlerhafter Angaben bei Informationen und Faktenchecks freut sich
Limno-
terra über das Korrektiv kritischer Leserinnen & Leser und bessert umgehend nach.
Alle Betrachtungen beziehen sich auf Institutionen - nie auf Personen.
Entscheidungsträger (parteiunabhängig) werden fachlich und neutral unterstützt.
Für die Themen grüne Infrastruktur, Luftbelastung und Klima gibt es Politik-beratung, Umweltausschüsse, Nachhal-tigkeitsberaterinnen, Stadtklimatologie, Stadtbiologen und Fachjournalismus!
Leider Fehlanzeige!
Die Presse, Bundesministerien (BMBF
und BMWi), selbst Wissenschaftssen-dungen bei denen Recherchearbeit noch zum Handwerk gehören sollte, wie Gali-leo, SWR2, und der Deutschlandfunk titeln
mit Luftverschmutzung - Kann Moos uns retten? (ARD/Deutschlandfunk Nova 2024).
In aktuellen Fachbüchern zu nachhaltiger Ökonomie erfahren Studierende der Bio-logie und Wirtschaftswissenschaften, wie mit CityTrees und ihren ebensowenig wirk-samen Kopien die Zukunft der Städte zu gewinnen ist. Hauptsache der Trend wird nicht verpasst.
Wie überall - so auch hier - übernehmen4 die Autorinnen die laufend angepassten Herstellerangaben zur Moos-Wunderwelt, ohne sich selbst wenigstens ansatzweise mit grundlegenden Eigenschaften dieser Abteilung des Pflanzenreichs auseinander-zusetzen.
Die Unzulänglichkeit der Produktwerbung und verbreiteter Berichterstattung liegt in dem Glauben, dass das, was innerhalb weniger Minuten im Labor-Glaskolben ge-messen
wurde, auf den Realbetrieb (Moosaktivität im Tages-/Jahresverlauf) hoch-
skaliert werden könnte.
Dies funktioniert in der Biologie/Ökologie - Lebewesen sind keine Filtermatten, auch wenn Jungforscher bis hin zu Professoren das so sehen - nicht.
Darüber hinaus wird der "Quasi Inneren Oberfläche" von Moospolstern und verschie-denen Photokatalyse-Konstruktionen - die von Umgebungsluft nie erreicht werden - dieselbe Wirkung unterstellt, wie äußeren Oberflächen (etwa der Blätter der Bäume) und dies werbeträchtig in Szene gesetzt. Der medialen Aufmerksamkeit und dadurch explodierenden Produktentwicklung dürften keine Grenzen mehr gesetzt sein, wird der Jahresgrenzwert für Stickoxide der WHO (10µg/m³) nationales Recht.
Man muss kein Prophet sein um die folgenden politischen Verrenkungen abzusehen:
1. Betroffenheit. Grenzwerte sind nicht einzuhalten.
2. blinder Aktionismus & Millionen-Investitionen für 'end-of-the-pipe'-Maßnahmen
3. Neue Mooswände, Filtercubes und weitere Scheinmaßnahmen versperren den
öffentlichen Raum (also dasselbe wie Jahrzehnte zuvor)
Der Wunsch der Gesellschaft nach grüner Innovation ist mittlerweile so stark, dass die entscheidende Frage, in welcher Größenordnung reaktiver Stickstoff/ Feinstaub durch das Produkt aus unserer Atemluft verschwindet, gar nicht erst gestellt wird. Warum auch, nach Eingangsbotschaften wie „Citytrees, so gut wie 275...oder wenigstens von 10 Bäumen“ oder "nur 2x2 Meter groß, aber mit der Oberfläche einer ausgewachsenen Buche". Was lässt sich schon gegen Bäume einwenden? Seit 2023 haben 9m² denselben Effekt wie 91 Bäume.
Dies ähnelt dem verbreiteten Umgang mit Kindern, deren Fragen man nicht beant-worten kann (oder will) und sie dann ablenkt. Ist ein solches Geschäftsmodell, mit dem Stadtverwaltungen und exzellent besetzte Förderausschüsse von Bundesminis-terien über den Tisch gezogen werden, tatsächlich smart?
Die Herausforderung der nationalen Bioökonomie, Potenziale...innerhalb
ökologischer Grenzen zu erkennen und erschließen“, sollte ernsthaft ange-nommen und nicht an einen grünen Markt, der jegliches Wunschdenken bedient, delegiert werden.
Einmal mehr lässt dieses Beispiel die traditionelle Ökologie-Blindheit tech-nisch-wirtschaftlich orientierter Bioöko-nomie-Fördergremien durchscheinen.
Da wir in der Klima- und Umweltdebatte Zukunft antizipieren müssen, sind Marktlö-
sungen, die allein auf eine induzierte Nachfrage "reagieren", nicht hilfreich.
Die Beispiele zeigen, dass
Ergänzung zu Info I
Auffällige Parallelen (zu Mooswänden), wie Millionen an EU-Förderung für eine wissenschaftlich nicht plausibilisierte Technik, gaben Anlass für die folgende Ergänzung.
Die Grafik zeigt alternativ zu kolla-bierten Mooswänden eingesetzte technische Maßnahmen, um EU Grenzwerte auf einem Stuttgarter Straßenabschnitt einzuhalten.
23 Filtersäulen, ganz ohne Moose, scheiden Feinstaub & Stickoxide aus der Atmos-phäre ab. Die modellierte Minderungs-Effizienz nach Herstellerdaten beträgt 10%.5
Auf einen Simulationswert von 5-10% Feinstaub (PM 10) Minderungs-Effizienz am Neckartor kommt auch eine 2,50 Meter hohe (Passiv)Mooswand mit etwa 4 m² Moosfläche (MoosTex von Züblin/Helix/DITF). Auch diese Hersteller beziehen sich auf die gleichen fragwürdigen Grundannahmen wie die Hersteller der Citytrees (siehe Info).
Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Be-schlusses des Deutschen
Bundestages.
Mit Einsatz von Moosen hätte sich die Fa. Mann & Hummel demnach einen Luft-durchsatz von 14.500 Kubikmetern pro Stunde je Kubus-Filter sparen können.
Auch Fachmagazinen wie das für Archi-tekten, Planer und Bauingenieure (bba) könnte auffallen, dass - vergleicht man die Methodik -
wenigstens eines der wissenschaftlichen Simulationsergeb-
nisse völlig aus der Luft gegriffen sein muss.
Eigentlich eine Aufgabe der Herausgeber.
Der Kampf von Don Quijote gegen Entropie. Städtische Luftverschmutzung beruht auf einem Emissions- und keinem Immissionsproblem! Kostenintensive „end-of-the-pipe-Maßnahmen“ sollte heute kein Verkehrsministerium, keine Stadtverwaltung, oder Fachbehörde mehr durchwinken.
Atmosphärenfilter sind natürlich „very-last-end-of-the-pipe-Maßnahmen“. Dies ent-spricht aber der Vorliebe von Unternehmen (Automobilindustrie ist hierbei führend) für nachgeschaltete Umweltschutz-Technologieen. Ratlose und paralysierte Politik macht so etwas aber erst möglich.
Industrie und weltweit führende Forschungseinrichtungen (Fraunhofer) stellen natür-lich alles zur Verfügung, für was bezahlt wird. Wunschdenken von Politik und Verwal-tung bestimmen die Mittelfreigabe.
Zu einer unabhängigen Prüfung, seien die Grundannahmen auch noch so fragwürdig, ist (vergleiche oben stehendes Fachmagazin) man nicht (mehr) in der Lage.
2024 wurden die stromintensiven 23 Luftfilteranlagen abgeschaltet und 2025 abge-baut. Mit Kosten von rd. 2 Millionen €, handelte es sich um eine vergleichsweise günstige Luftreinhaltemaßnahme.
Weitere Informationen s. Parkseen Stuttgart.
Bei Berechnungen von Bestandeszeiger-werten (Ellenberg et al. 1992) ist zu be-rücksichtigen, dass die jeweiligen Pflanzen-Zeigerwerte untereinander hoch korrelieren.
Besonders betroffen sind folgende:
Stickstoff/Feuchte (rSP = 0,40)
Stickstoff/Licht (rSP = - 0,37)
Feuchte/Temperatur (rSP = - 0,21)
[rSP:
Spearman Rangkorrelations-Koeff.]
Dies gilt ebenso für Bestandes-Werte, nur in meist schwächerem Maße.
Interpretationen auf Basis der Berechnungen im Zusammenhang mit Vegetations-,
Klimawandelmonitoring, oder Bestimmung von Stickstoffeintrag-Grenzwerten u.a. Critical loads/levels (z.B. Englisch & Karrer 2001) sind daher nicht zwangsläufig schlüssig.
Während Vegetationsdaten in Fülle vorliegen, fehlen - immer schon - unabhängige Standort-daten, die aus der "Sicht (Relevanz)" der jeweiligen Artengruppe (Epiphytische Flechten ≠ höhere Gefäßpflanzen/Wiese ≠ Baumschicht/Wald) zu erheben sind.
Warum eine identische Skalierung (Zeigerwerte), für hochvariabel auf geringste Veränderungen der Feuchteverhältnisse reagierende Moose/Flechten analog der „quasi homöostatischen Gefäßpflanzen“, praktiziert wird, erschließt sich Limnoterra nicht. Neben der Variabilität spricht auch die unterschiedliche Periodizität (Jahres-zeit) von Latenzzuständen dieser ökologisch inkongruenten Artengruppen gegen die stereotype Ausweitung der Zeiger(mittelwert)ökologie. Bei Zeigerwerten für Moose und Flechten besteht dasselbe (für Blütenpflanzen beschriebene) Problem ihrer Nicht-Unabhängigkeit.
Andererseits sind Zeigerwerte und Zeigerpflanzen, das einer breiten Öffentlichkeit wohl am besten zu vermittelnde Sujet praxisorientierter Pflanzenökologie. Vielleicht, weil Pflanzen uns auf diese Weise irgendwie von Nutzen sind - und sei es, dass uns auf diese Weise eine Annäherung an die Natur gelingt.
Hochredundante Daten aus Klima-Modellierungen in ungeeignetem Maßstab ohne modifizierende Standortbezüge erweitern unser Verständnis vegetationsökologischer Zusammenhänge kaum. Auch wenn die Vegetationskunde nicht im entferntesten ein Drittel des deutschen Forschungsetats (Fusions-Forschung) verschlingt, sind Vegeta-tionsökologinnen doch gut beraten, den menschlichen Nutzen von Bioindikation und Zeigerpflanzen nicht ganz aus dem Programm zu nehmen, soll ihre gesellschaftlich akzeptierte Forschungsrelevanz (man betrachte das vorgehaltene = einschlägige Angebot in Buchhandlungen) nicht verblassen.
Beispiel zur Ermittlung von Indikatorarten für Artenreichtum im Grünland.
1. Politik und Gesellschaft wollen Dekaden Entwicklungs- und Umsetzungsflaute im Energie-
& Mobilitätssektor aufholen
2. Organisationen technischer Forschung (s.o.) und neu erstandene Kompetenzzentren für
Naturschutz und Energiewende und schnelle CO2-Zertifikate zeigen, wo es langgeht
3. Naturschutzverbände können es sich nicht leisten, in der Debatte Umwelt- vs. Natur-
schutz zerrieben zu werden und ducken sich unter die Fittiche der Politik - oder ganz weg
4. Wissenschaft kann nicht anders, als zunächst hohen Forschungsbedarf anmelden
Ein angemessener Umweltdialog ange-sichts der Jahrtausend-Transformation ist zwar etwas anderes, medienpolitisch liegt die Energiewende aber in bereits ziemlich trockenen Windeln.
Dass im ländlichen Raum erstmalig der Mensch (Photovoltaik) mit der Vegetati-on um den Faktor Licht konkurriert, wird wegen der öffentlich ausschließlich geführten Machbarkeitsdiskussion kaum antizipiert.
Finanzielle Förderung von AgriPV zielt fast ausschließlich darauf, die Einsatzbereiche von Photovoltaik auszuloten und auszureizen.
Natürlich besteht Ingenieurskunst darin, zu entwickeln und nicht Vorbehalte zu sammeln. So zeichnet sich der breite Forschungsstrom u.a. dadurch aus, dass erkannte nachteilige Effekte
- ein Forschungs-Nebenprodukt - meist weggewogen werden. So war es - ganz ana-log zu Sturm und Drangzeiten der Kernenergie-Forschung, ein
Leichtes, bestehende Probleme, wie das der Endlagerung, oder der Kommunikation zum Restrisiko, zu egalisieren.
Häufig geschieht dies über Wissenschaftsdisziplinen hinweg. Kurios, wird es etwa, wenn Ingenieure/Techniker anfangen, biologische Unbedenklichkeitsargumente zusammenzuklauben.6
Universitäten, privatwirtschaftliche Forschungsinstitute, Umweltschutzverbände, viele Wissenschaftsdisziplinen, sehen sich in der PV-Förderkulisse verpflichtet, die eigene Disziplin ins rechte Licht zu rücken. Einschlägige Veröffentlichungen im Pflan-zenbau vermelden, dass Weizen nur von PV-Modulen beschattet werden muss, um Hitzeschäden zu vermeiden und Tierhalter propagieren kleine Schafrassen, die bes-ser unter die Module passen. Begleitforschung hinsichtlich der Bewertung von Agri-PV des Bundesamtes für Naturschutz endet 2028. Bis dahin dürften die meisten Anlagen dann auch stehen.
Das derzeitige Wohlfühlnarrativ lautet etwa so: Wir haben nun die Möglichkeit, Strom, Lebensmittel und Artenschutz auf der gleichen Fläche
zu realisieren. Außerdem machen Verdunstungsschutz und Bewässerung Landwirtschaft unter PV
in Zeiten des Klimawandels besser technisch handhabbar.
Positiv denken wird in Krisenzeiten Staatsräson.
Warum geht es nicht differenzierter, ehrlicher - anders als gestern?
Alles was (Sonnen)licht braucht, braucht Platz!
Es versteht sich von selbst, dass PV-Module nicht auf ertragreiche Böden gehören.
Grenzertragsflächen sind hingegend häufig von hoher Relevanz für den Artenschutz.
Unter PV-Modulen
- erhält sich kein artenreiches Grünland
- verringert sich Insektenvielfalt
- gelingt keine Netto-CO2-Bindung auf Moorstandorten
- bleibt Seegrund (Baggerseen) unbewachsen
- kommt es zu Ertragseinbußen bei allen Getreidearten
Dies wären fünf Hypothesen für Forschungsvorhaben, die von wissenschaftlichen Einrichtungen nur noch ausgewogen falsifiziert (weggewogen) werden müssen.6 Bislang liegt der Fokus der Beurteilung von Agrivoltaik bei den ökonomischen Para-metern (Pflanzen)Massen- & Energieertrag unter Berücksichtigung des globalen Er-wärmungspotentials.
Wie Natur- bzw. Biodiversitätsschutz hier einzupreisen sind, ist weder klar, noch be-rührt es uns in krisenhafter Zeit.
Echter Umweltdialog heißt, eine unge-schönte Gesamtrechnung aufzumachen, wonach klar wird, mit welchen Verlusten bzw. nach-teilig
umgestalteten Offen-land-Lebensräumen Energieautarkie erkauft wird.
Winwin und Mehrwert kann - muss aber nicht zwangsläufig immer sein.
Das Wirtschaftssystem sieht sich immer einem Anpassungsdruck ausgesetzt und reflektiert Betroffenheiten aus dem eigenen Verhalten selten. Ökonomie sieht nur das wirtschaftlich relevante. Ökologie wird nicht mitgedacht. Das besorgen im Nach-gang dann Ausschüsse.
Die Utopie:
Gesellschaft entscheidet zur Abwechslung einmal als informierter Souverän und muss im Nachgang keine Volksentscheide zu
Biodiversitätsverlust, Windkraftanlagen und Bienensterben bemühen, sondern erkennt in ihrem eigenen Energiehunger und in der nur teilkompetenten Wirtschaft die entscheidenden Treiber bei der
Gestaltung der zukünftigen Techno-Natur-Landschaft.
Mutige und vernetzt denkende Politiker, Ingenieure und Wissenschaftlerinnen, die Technologien nicht einfach 'disziplinär durchwinken' wären (immer schon) gefragt gewesen.
Leider werden wiederum wichtige, kritisch-unpassende landschaftsökologische Fragen nicht einmal mehr gestellt.
Sind nicht zehntausende Biologielehrer
Innen ArtenkennerInnen in spe, die Ar-tenkenntnis praktisch vermitteln würden, gäbe es dafür ein Zeitkontingent?8
Beispiel BISA Biodiversität im Schulalltag.
Das Thema gehört auch deshalb an die Schulen, damit Kinder, die in wenigen Tagen 100 Arten - etwa der Inhalt der gezeigten drei Faltblättchen - lernen, ihren Eltern die neuerworbenen Kenntnisse vermitteln könnten.
Die praktische Seite - Hauptsache zertifiziert!
Kann die eingeführte Zertifizierung von Artenkennerinnen (Artenolympia - Bronze, Silber, Gold) unzureichende Arten- & Standortkenntnisse auffangen?
Nach einem Bachelor- bzw. Masterstudium erst mit einem kostenpflichtigen Zertifi-katskurs bei Umweltakademieen, Naturschutzverbänden und privaten Planungsbüros für öffentliche Aufträge
als Auftragnehmerin in Frage zu kommen, stellt klar, dass Artenkenntnisse nicht zum Bildungskanon zählen und outzusourcen sind.8
Was kostet Bio-Wissen?
Die akademische Seite - Basiswissen!
Wenn sich hingegen akademische Lehrstuhlinhaber mit dringlichen Erfordernissen der ÖkologInnen-Ausbildung beschäftigen, stellen sie andere Themen wie
in den Mittelpunkt. Und es geht um eine bessere Integration zwischen Grundla-genökologie und Angewandter Ökologie.
In Bildungs- und Umweltministerien sollte man ein Gespür dafür haben, worum es im Kern geht und bildungspolitische Fliehkräfte nicht stärken, sondern sie eingren-zen.
Nimmt man Ökologie ernst, belässt man sie, mit nach beiden Seiten entschieden verbesserten Lehrplänen und Fachdidaktik im Kern des Bildungssystems und schiebt sie nicht in die Bildungsperipherie aus Umweltakademien, Naturschutzverbänden und Planungsbüros.
Die angemessene Bildungsbreite für Ökologinnen
Biol. Basiswissen = learning science; Artenkenntnis ist hiervon ein wichtiger Teil9
Prozesswissen = doing science
Wissen über Biowissenschaften = learning about science
1
Schwarz, A. E. (2001): „Ganzheit“ in der Ökologie - die Geschichte einer seduktiven Idee.
Ber. ANL 25. 49 - 60.
2
An dieser Stelle Beispiele aus Politik/Werbung anzuführen, erübrigt sich; selbst der in
der Sache engagierte Rapper Thomas D der Fantastischen Vier knallt uns in einem ARD-Beitrag mit den Worten „Ich liebe Wiesenblumen“ einen Strauß auf den Tisch, der alles andere als Wiesenblumen enthält. Sind die zwischenzeitlich zu selten, oder heiligt der
gute Zweck die Mittel?
Druck- und Internetmedien, Parteien, Kirchen und öffentliche Einrichtungen greifen wahllos auf glat-te Ästhetik getrimmte Bilderagentur-Produkte zurück. Gleichzeitig mit den
Bildern werden die teils unsäglichen Vorstellungen von wilder Natur, intakter Umwelt und unserem gelingenden Leben darin übernommen. Ob mit
solchen schrägen Bildern im Kopf nicht auch das Denken in Schieflage kommt?
Hard, G. (1997): Was ist Stadtökologie? Argumente für die Erweiterung des Aufnahmehorizonts
ökologischer Forschung. Erdkunde, 51. 100 - 113. „Vor allem produziert gute Wissenschaft Nichtwissen und stellt z.B. fest, daß etwas auf diese oder jene Weise (oder auch überhaupt) nicht zu
erreichen ist.“
Der Autor plädiert u.a. dafür, dass Ökologen sich eher als unabhängige Beobachter und Evaluierer von Politik und Administration betätigen sollten, weniger als ihre verständigen
Berater.
Nicht nur für Ökologinnen, sondern offensichtlich auch für - so der Anspruch - ernsthaft beratende Institutionen wird die (urprünglich gesuchte) Nähe zur Politik irgendwann frustrierend.
Beispiel
Der Deutsche Rat für Landespflege im Jahr 2022:
„Nach 60 Jahren stellt der Rat nun seine Tätigkeit ein, dies vor dem Hintergrund des Verlustes seiner finanziellen und damit seiner fachlichen Unabhängigkeit und auch angesichts einer Vervielfachung von Institutionen und Beiräten, deren Politikberatung zunehmend ungehört verhallt.“
„Regierungsamtlich ausgelobte Themen werden heute eher ergebnisdeterminiert vergeben. Als unab-hängiges Gremium äußerte sich der Rat stets nur der recherchierten Faktenlage verpflichtet.“
3
So heist es auf den der Firmenwebsite, „Horizont 2020 ist das weltweite größte Innovations-Förder-programm, das vorrangig auf herausragende, innovative klein- und mittelständische Unternehmen abzielt, die großes vorhaben. Green City Solutions hat die internationale Jury mit der Kombination aus Biologie und Technologie überzeugt und sich (...) die höchste Förderstufe sichern können.“
Es geht nicht darum, Startups Forschungsinstitute und größere Bauunternehmen zu demotivieren, oder bloszustellen. Ein jeder darf Fördermittel einwerben und verkaufen was er will. Wer auf Wissenschafts-Mythen setzt, befindet sich zudem in
bester Gesellschaft und bleibt jahrelang auf dem Markt. Auch in den nächsten Jahren werden Citytrees aufgestellt werden. Schon deshalb, weil dadurch Handeln ohne echte
Konsequenzen (greenwashing) für Stadtverwaltungen und Firmen bestechend einfach wird.
U.U. werden sie in Zukunft sogar im CO2-Emissionshandel monetarisiert.
Aber, wieviel Vertrauen in innovative biologisch-technische Problem-Lösungen und Fachexpertise sind hippe Unternehmer/Gutachter (Verdienst), Wissenschaftler (Forschungsmittel),
Politiker/Journalisten (Öffentlichkeit) bereit zu verspielen? Offenbar hat jeder etwas zu verlieren, wenn solche Produkte nicht gehypt werden. Fragen wie „was sind die Kollateralschäden, oder,
was sagt das über unsere Handlungs-fähigkeit bzgl. Luftbelastung und Klimawandel?“ stellen sich nicht.
Als unabhängige Gutachter firmierten auf der Hersteller-Website noch bis vor kurzem das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der TÜV-Nord (Firmen & Sponsoren). Leuchttürme der Solidität.
Ein Amsterdamer Ingenieurbüro führte 2019 eine
Wirkungssimulation von acht City Trees auf Basis der Herstellerangaben durch (keine Wirkung) und leistete das, was Aufgabe der Hersteller, Förderinstitutio-nen, Fachbehörden oder
Universitäten gewesen wäre, zumal öffentliche Mittel fließen und der öffentliche Raum damit zugestellt wird.
Warum die schon immer in städtischen Scherrasen wachsenden Moose weniger Stickstoffverbindungen aufnehmen (Sedimentation) und verstoffwechseln sollten, als die nicht-adaptierten Moose auf
vertika-len Trägermodulen, die zudem die Durchlüftung in der Stadt behindern, bleibt unklar, da innovative Hersteller sich mit Existierendem nicht beschäftigen - es nicht sehen - von kennen ganz
zu schweigen.
Moose leben in einer oberflächennahen Grenzschicht (mm, cm), die mit der Atmosphäre,
wie wir sie wahrnehmen, nichts zu tun hat. Ihre "Wirkungen" beschränken sich auf die mikroklimatische Stabi-lisierung ihres spezifischen Lebensraums. Sie tragen nichts zur Verbesserung unseres
Lebens(Atmungs)-
umfeldes in 1,70 Meter Höhe bei. Indem man sie - neueste Entwicklung! - über Ventilatoren durchströmt wird eben diese Grenzschicht zerstört und damit ihr selbst geschaffenes
Mikroklima.
Eine wissenschaftliche Publikation und aussagekräftige Daten über Wirksamkeit und - nicht vollständig
auszuschließender - Praxistauglichkeit, wäre der richtige Weg aus dem Mooswanddilemma, welches durch massenhafte mantraartige Berichterstattung am Flackern gehalten wird. Anscheinend
ist seit nun bald 20 Jahren (Frahm, J.-P. & M. Sabovljevic 2007: Feinstaubreduzierung durch Moose. Immissions-schutz 4. 152 - 156) niemand in der Lage, einen wissenschaftlichen Nachweis über die
Wirksamkeit bzw. Nicht-Wirksamkeit von Moos-Luftfiltern in Städten zu erbringen.
Stattdessen der permanente Verweis auf realitätsferne, unzulängliche - von Fördergremien und Käufern nicht einschätzbare - Laborexperimente.
Wenn ökologische Wissenschaft sich bei kritischen biologisch-technischen Fragen vornehm zurückhält (Liegt ihre oft beklagte
Bedeutungslosigkeit auch in ihrem ambivalenten Verhalten?), sogar ihren guten Namen dafür hergibt und grüne Heilsversprechen auf unbedarfte Politik und Verwaltung trifft, bleibt es Künstlern
wie Gerd Schinkel vorbehalten das
Phänomen zu entzaubern. Noch verstehen selbst Kinder seine rhetorische Frage „Gibt's für Bäume denn Ersatz?“.
Demnächst werden sie wohl darauf antworten, „ja, Citytrees“.
4
Vielleicht ein Hinweis darauf, dass vielen RedakteurInnen oft die nötige Zeit fehlt, hinter Kulissen zu blicken. Gerade im
Falle fehlender Transparenz sollten sich öffentliche Medien gegen Vereinnahmung durch Wirtschaft und Politik wehren. Artikel sind dann eben nicht mehr exklusiv und brandaktuell,
dafür fundiert und lesenswert. Wenn Buchautoren wie Jule Bosch & Lukas Bosch sich noch im Jahr 2021 (Buchtitel: Ökonomie. So retten führende Unternehmens*aktivistinnen unsere Zukunft. Campus
Verlag. 279 S..) denselben Bären aufbinden lassen, wirft dies kein gutes Licht auf die Recherchefähigkeit und
- willigkeit der vielschreibenden Zunft.
5
Abschlussbericht
der Fa. Mann & Hummel an das Verkehrsministerium Baden-Württemberg. Eine
messtechnisch aufwändige Kampagne, bei der Konzentrationsunterschiede NO2/PM10 im Bereich weniger Mikrogramm/m³ in der bodennahen Luftschicht nachzuweisen waren.
Es bleibt die Frage an das Ministerium für Verkehr und die Stadt Stuttgart zur Aussagefähigkeit der Untersuchungen, aber auch hinsichtlich der Relevanz der Ergebnisse angesichts des Aufwandes, Schadstoffwerte entlang eines kurzen kanalartigen Straßenabschnittes um wenige Mikrogramm abzusenken. Bei allem Respekt für innovative Technik - ab einem gewissen Punkt, der erreicht ist, fängt man an die Atmosphäre zu filtern - sollte über Geld-Verbrenner und die Entkopplung von Umwelttechnik und wissenschaftlicher Evidenz nachgedacht werden. Die Annahme (Ingenieurs)Wissen-schaft regelt dies selbst, ist irrig. Die Binnenlogik: solange Geld fließt und der Bund der Steuerzahler nicht moniert, muss etwas dran sei. Daher läuft ein jeglicher Einwurf komplett ins Leere.
Zweifellos wurde das politische Ziel zu 100% erreicht, wenn etwa die FAZ den Vorgang als Erfolgs-
geschichte bezeichnet. Wie bei den Citytrees erfolgte eine EU-Förderung in Millionenhöhe und das Produkt ist als Exportschlager gesetzt.
Europäischer Gerichtshof (Juni 2021): Nach EU-Recht haben deutsche Entscheidungsträger jahre-lang zu wenig getan, um die Bevölkerung vieler Städte (u.a. Stuttgart) vor dem Luftschadstoff Stick-stoffdioxid zu schützen.
6
So dürfen Förder-Anträge natürlich nicht gestellt werden. Auf die Frage, ob PV-Anlagen ökologisch wertvolle Flächen zerstören, lieferte die Fraunhofer-Gesellschaft bereits die Antwort „Nein, ganz im Gegenteil, gewöhnlich fördern sie die Renaturierung“. Biodiversität nimmt unter PA-Anlagen grund-säzlich zu, eingezäunte Solarparks sind gut für Bodenbrüter und sie fördern durch Beschattung die Wiedervernässung (als ob Wiedervernässung ohne Vegetationswachstum irgendeinen Sinn ergeben würde) der Moore.
Damit wären die Probleme des Natur- und Artenschutzes durch neue PV-Biotope
gelöst.
Jetzt sind diese nur noch in einen Biotopverbund einzuplanen. Natürlich lassen sich neben PV-Anlagen, Blühmischungen ausbringen, Steinhaufen und Hecken anlegen. Ob diese
Allzweck-Ausgleichsmaßnah-men in einer landschaftlichen Kontinuität stehen? Das Bundesamt für Naturschutz
(BfN) regt Begleitfor-schung an.
Dass AgriPV mit Kulturpflanzen wie Hopfen oder Roter Johannisbeere funktioniert, ist unmittelbar
einsichtig, da der ursprüngliche Wuchsort dieser Arten Wälder sind. Bei hochproduktiven flächen-bedeutsamen sonnen- und wasserhungrigen Kulturpflanzen dürfte das "Doppelte-Ernte-Credo"
hin-gegen schnell an Grenzen stoßen. "Das Dreifach-Ernte-Credo" (+ Naturschutz. Wer bietet mehr?)
klingt einfach zu märchenhaft, als dass in einer Zeit dramatischen Biodiversitätsrückgangs dieser aus-gerechnet durch Technologie, deren Zielorientierung unser Zukunftsbedürfnis ist,
aufgehalten werden könnte.
Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft zeigt gut nachvolllziehbare exprimentelle Studien,
wonach die Ertragseinbußen (Getreide, Kartoffeln...) lediglich bei ca. 10% anzusetzen sind.
7
Sind nicht zwangsläufig Artenretter.
8
Ein Fachinhalt, der mit Bildender Kunst, Musik und dem Lesen das gleiche Schicksal teilt, nämlich, wenn bundesweit die Leistungen in naturwissenschaftlichen Kernfächern abfallen, entbehrlich zu werden. Dabei sind dies die Fächer, die uns erden und eine differenzierte Beziehung zur Welt (nicht nur, dass man diese durchdringt, um sie zu nutzen) aufbauen lässt. Ein (Weg)Fallenlassen zeitlich konkurrieren-der Inhalte (s.o.) scheint in der Bildungsdiskussion weniger ein Tabu zu sein, als die Frage, wie weit es um Verständnis und Fachdidaktik in Mathematik, Physik und v.a. Chemie bestellt ist. Hat man zu diesen Fächern einen guten Zugang, warum verzichten Lehrerinnen auf ein wenigstens doppelt so hohes Gehalt außerhalb der Bildungseinrichtungen? Idealismus?!
9
Gehört in Form umfassender Exkursionen ins (überfrachtete) Grundstudium, damit wenigstens Biolo-ginnen noch Kompetenzen (Bushcrafter,
Wildkräuter-Powerfood-Professionals und Baumversteher
füllen diese klaffende Repräsentationslücke bei den Verlagen und in der Wahnehmung der Öffentlichkeit mittlerweile vollständig aus) im Umgang mit der Vielfalt der Organismen entwickeln
(unabhängig von späterer Spezialisierung).