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Neophyten

Neophyten

 

Als Neophyten bezeichnen wir Pflanzenarten, die erst nach 1500 bei uns eingeführt wurden. Ihre Heimat war ursprünglich also woanders. Wir können die meisten kaufen und im Garten, oder in der freien Landschaft anpflanzen.

 

 

 

 

 

Viele sind uns leider entwischt (Kul-

turflüchtlinge). Was steht damit ei-
gentlich hinter dem Neophytenpro-
blem1?

 

 

Etwa 30 Arten führen in Deutschland zu Konflikten mit Naturschutz, Land-, Forst- und Wasserwirtschaft. Lokal verdrängen manche Neophyten gefährdete Arten und degradieren wertvolle Lebensräume (Robinie). Wuchskräftige heimische Arten (Brennessel, Adlerfarn) tun dies aber auch. Bislang ist in Deutschland noch keine angestammte Pflanzenart wegen Neophyten ausgestorben. Dafür sind andere Ursachen ausschlaggebend. Meist sind die Lebensräume bereits zuvor degradiert und Neophyten nutzen dies aus.

 

Ist es einer Pflanzenart gelungen in naturnahe Bestände einzuwandern und sich auszubreiten, werden die  "Lücken im System" und die Schlüsselfaktoren ihres Erfolgs schnell deutlich.

 

Kleinblütiges Springkraut (unten)

  • besitzt für eine einjährige Art eine ungewöhnlich hohe Schattentoleranz

Drüsiges Springkraut (links)

  • Ausbreitung durch permanente Schaffung offener gestörter Flächen

Runzelblättriger Schneeball (oben)

  • kann als immergrüne Art (wie viele weitere Gehölzarten) in laubabwerfenden Wäldern das zunehmend frostärmere Winterhalbjahr nutzen

 

Viel schwieriger ist es, für bislang unauffällige Arten fundierte Risikoszenarien und Handlungsanweisungen bereitzustellen. Eine zeitgemäße thematische Übersicht zu Neobiota gibt BUND-Standpunkt 7. Die wissenschaftliche Begleitung des unüberseh-baren antropogen-ökologischen Prozesses am BfN - Bundesamt für Naturschutz.

 

Durch zunehmend intensivere Vernetzung und dem Klimawandel führen Pflanzen- und Tiermigrationen (Globalisierung = Globaler Biotopverbund) zu einer weltweiten Homogenisierung der Flora und Fauna. Verluste an Biodiversität erleiden dabei vor allem die sog. Diversitätszentren. Europa gehört nicht dazu. Vielmehr erfolgt hier zwangsläufig eine Artenzunahme; und ein ggf. dadurch beschleunigter Rückgang heimischer Arten.

Sind daher die privat und öffentlich forcierten Aktionen gegen Neophyten, die auch gerne von Medien (wg. anschaulich-konkretem Handeln) aufgegriffen werden, nur eine ressourcen-bindende, von tieferliegenden Problemen abgekoppelte und ablenk-ende Tätigkeit?

Wissenschaftliche Erkenntnisse hinken Invasionsphänomenen hinterher und prog-nostizieren für die Zukunft ausnahmslos deren globale Zunahme, während der Na-turschutz im Hier und Jetzt mit dem Problem weitgehend allein bleibt.

 

 

Germania und Neophyten(Robinien)invasion.

Davon abgesehen, stehen Administra-tion und Öffentlichkeit der Thematik aber meist gleichgültig gegenüber, obwohl Klimawandel Top-Thema und längst eingenischte Neobiota augen-scheinlich Ausdruck dafür sind.

 

 

 

 

Durch die als notwendig betrachtete flä-chenwirksame Ansiedlung trockenheits-toleranter exotischer Gehölze durch die Forstwirtschaft wird der Invasionsdruck in bislang resistente (Schatten!) natur-nahe Waldökosysteme verstärkt.

 

 

Die Bildergalerie zeigt aktuell 45 (Portrait-Wildbestand-Herkunft) aus anderen Län-
dern nach Europa eingeschleppte und in Pflanzenmärkten angebotene Arten. Die Entscheidung für 
prächtige Blüten und ornamentale Schönheit und gegen den Erhalt angestammter Biodiversität wurde und wird täglich getroffen (Basiskarte: mygeo).

1

Kowarik, I. (2003): Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. Verlag Eugen Ulmer. 380 S..
Eser, U. (1999): Der Naturschutz und das Fremde. Normative und ökologische Grundlagen der Umwelt-ethik. Frankfurt/M. (Campus): 266 S.
Pearce, F. (2016): Die neuen Wilden. Wie es mit fremden Tieren und Pflanzen gelingt, die Natur zu ret-
ten.
Oekom-Verlag. München. 317 S. (Originaltitel „The New Wild. Why invasive Species will be Nature's Salvation“ und Übersetzung „Wie es mit fremden Tieren und Pflanzen gelingt, die Natur zu retten“ ist unglücklich, weil Natur nicht gerettet werden muss. Sie existiert und passt sich an die jeweils herrsch-enden Bedingungen an. Selbst im Anthropozän sind ihr Menschen und andere Invasoren ziemlich gleich-gültig).

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