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Wassermoose

Fontinalis antipyretica, Cinclidotus fontinaloides & Leptodictyum riparium

Durch ihre amphibische Lebensweise sind die Moose „Wanderer zwischen zwei Welten - in Luft wie in Wasser zwar lebensfähig, nirgends aber zu Hause” (Gessner 1955).

 

 

 

 

 

 

 

Das linke Bild zeigt „typische Wasser-
moose” (& Wasserflechten), die schon länger trocken gefallen sind1.

 

 

 

 

Wassermoose sind als Standortzeiger (Bioindikatoren) anders zu bewerten, als 
Gefäß(wasser)pflanzen und Armleuchteralgen, die Austrocknung nicht tolerieren.

Daher charakterisieren Wassermoose und Wasserflechten besonders gut den Was-serwechselbereich.

 

Dauerhaft untergetaucht bleiben sie nur vital, sofern ausreichende Kohlendioxid-
versorgung (abhängig von Temperatur/Anströmung/CO2-Konzentration und Puffer-ung) und Substratstabilität gewährleistet ist.

 

Viele im Wasser lebende Gefäßpflanzen sind in der Lage Hydrogenkarbonat zu spal-ten (HCO3- in CO2 + OH-; Folge: pH-Anstieg) und auf diese Weise ihren Kohlendio-xidbedarf zu decken. Unabhängig von ihrer  ohnehin völlig unterschiedlichen Mor-phologie und Anatomie bauen Gefäßmakrophyten deshalb selbst in schwach strö-menden, bzw. stehenden Gewässern höhere Biomassen auf als Wassermoose.

 

Durch ihre geringe Photosyntheseleistung tragen Wassermoose in beschatteten Bä-chen kaum maßgeblich zur Sauerstoffversorgung bei. Ohnehin ist ihre Domäne der turbulent strömende, annähernd Sauerstoff-gesättigte Bach.

Kalk- und Silikatbäche besitzen eine unterschiedliche Wassermoosflora. Eine weitere bioindikative Differenzierung der Silikatbäche in saure und circumneutrale, ist über die Wassermoosflora möglich.

 

Im Unterschied zu den Standortfaktoren pH (1), Kalk/CO2-Versorgung (2), Wasser-temperatur (3; s.a. CO2) und Wassertrübung (4) hat das Substrat (wobei Weichsub-strate nur fluktuierend besiedelt werden) keine zentrale Bedeutung für die Existenz der Arten (Buntsandstein mit überlagertem Muschelkalk = Kalkfließgewässer).

 

Die Gewässermorphologie spielt für die Vegetation aber insofern eine Rolle, dass nur bei ausgeprägter Differenzierung der Spritzwasser- und Trockenbereiche, nach kata-strophalen Ereignissen (Hochwasser mit Geschiebetrieb) ausreichend Rückzugsorte verbleiben und davon ausgehend sich die Vegetation regenerieren kann.

 

Zur Ökologie der Wassermoose Deutschlands.
Limnologica 2012, 42/3, 242-250.
Download unter Science Direct.

Ökologie der Wassermoose

Alle Wassermoose“, wie auch die Blütenpflanzen der Gewässer leiten sich von an Land lebenden Vorfahren ab. Die Gattung Fontinalis, weist dabei die beste Anpas-sung an das Wasserleben auf.

 

„Wassermoose“ haben eine unterschied-liche Emersionsresistenz, was durch ihre Vertikalzonierung zum Ausdruck kommt.

 

 

 

 

Manche werden so selten überflutet,(Blockoberseite: Racomitrium aciculare; Wasserwechselbereich: Scapania undu-lata, Chiloscyphus polyanthos) dass sie nicht als echte Wasserorganismen son-dern als fakultative Wassermoose bezeichnet werden sollten.

 

Auch deshalb, weil sie ihren Lebenszyklus - hierzu zählt die Bildung eines Sporophy-ten - dauerhaft untergetaucht nicht vollenden.

 

Die Indikatorenlisten für die Fließgewässerbewertung (EU-WRRL) unterscheiden hier

nicht (UBA 2008, u.v.a.m.), was dem unzureichenden Verständnis über diese Arten-gruppe geschuldet ist. Insbesondere gilt dies für die Beurteilung der „aquaticity“ (Grad der Wassergebundenheit), die für das oben gezeigte trockengefallene Quell-moos (Fontinalis antipyretica), das Große Gitterzahnmoos (Cinclidotus fontinaloides) oder das Veränderliche Starkvervmoos (Palustriella commutata s.u.) und die meist-en anderen „Wassermoose“ den Wert 1 (= ausschließlich aquatische Art unter "Nor-malbedingungen"2) besitzt.

 

Das Veränderliche Starknervmoos (Palustriella commutata; Cratoneuron commuta-tum) ist dort am vitalsten, wo es von kühlem Wasser mit hohem CO2-Partialdruck nur schwach durchrieselt wird. So, dass keine Ausfällung von Kalziumkarbonat eine Inkrustierung der Stängel und Blättchen zur Folge hat. Es präferiert Kohlendioxid aus der Luft. Die dadurch nicht geschwächten zweihäusigen (!) Pflanzen größerer Populationen fruchten regelmäßig. Untergetaucht, v.a. in unbewegtem Wasser, küm-mert die Art.

 

Versinterung ist kein Standortfaktor, den irgendeine Pflanze schätzt. Die Fähigkeit einen solch harschen Standortstyp zu besiedeln ist aber ein Konkurrenzvorteil um begrenzten Lebensraum. Da aktive Kalksinterterrassen auch Bäume ausdünnen, sind, bzw. waren solche Bereiche in Wäldern schon immer vergleichsweise licht.
Gewissermaßen das "nasse Pendant" zu aus den Wäldern ragenden trockenen Felsköpfen (Offenland-Lebensräume).

 

Sinterbildung verschafft diesen Standortfaktor einigermaßen tolerierende Arten einen Standortvorteil. Die oft kolportierte Annahme, sie würden diese Bedingungen gewissermaßen lieben, hält Limnoterra für falsch.

 

 

Mit der Entfernung zur Wasseroberfläche verändern sich die thermischen Standort-
bedingungen für die Arten. Auch die Ver-eisung der Arten ist ökologisch relevant.

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

In größeren Fließgewässern ist die Möglichkeit sowohl im aquatischen als auch tem-porär terrestrischen Lebensraum zu siedeln eine gute - zufällige - Anpassung an den hohen Konkurrenzdruck durch fädige Grünalgen bei Niedrigwasser.

Während Wildbäche mit ihrem hohen Zerstörungspotential nur zeitweise-sichtbare Vegetationsmuster und - zonierungen3 zulassen, findet man an (episodisch) stark schüttenden Juraquellen (Doubs, Lison) durchgehend Moosbesiedlung.

Topochemische Elementnachweise in Wassermoosen

Oben: Eisen III-Nachweis mit Kaliumhexacyanoferrat-II. Unten: Aluminiumnachweis mit halboxid. Haematoxylin.

 

Moosblättchen bestehen in der Regel nur aus einer Zellschicht und sie besit-zen im Unterschied zu höheren Pflanzen keine Cuticula (wachsartige Schicht).

 

In Zellwänden der Wassermoos-Blätt-chen (hier: Bach-Spatenmoos) reichern sich einzelne Elemente an, die mit  che-mischen Verfahren im Gelände sichtbar gemacht werden können.

 

 

 

 

 

 

 

 

Sehr hohe Konzentrationen treten auf, wenn die Ionen, z.B. durch eine pH-Wert-Änderung, kurz vor der Ausfällung stehen.  Die Akkumulation erfolgt dann vorwie-gend passiv.

  Eisennachweis in Blättchen des Spatenmooses (Scapania undulata) zwischen
  0,05 mg/gTg und >10 mg/gTG.

1/2

Niedrigwasser ist nichts Ungewöhnliches - in Trockenbächen etwas Normales.

3   

Auch nach Abrasion verbleiben (nur mit Lupe sichtbare) Rhizoide und Stämmchen auf den Steinen und bilden neue Sprosse. Deren Austreiben ist viel wahrscheinlicher als eine echte Neubesiedlung. Werden Blöcke nach Hochwässern gedreht, findet man bisweilen auch "unplausible Zonierungen".

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