Die Bilderauswahl zeigt Wasserpflanzen, die in Fließge-
wässern und Seen (Meeren) Deutschlands vorkommen.
Die Präsenz der Arten in Fließgewässern hängt von den Eigenschaften des Gesamtgewässers (Hydrologisches Regime, Hart- oder Weichwasser) und dem Charakter der
Gewässerabschnitte - vor allem von Licht und Strö-
mung ab.
In Baden-Württemberg unterscheidet sich die Gewässer-
flora (Artenausstattung) von Schwarzwald, Schwäbi-
scher Alb und Rheinebene (1. Maßstab 'Region').
In Abhängigkeit von Abfluss- und Sedimentationsge-schehen (2. Maßstab 'Teilfließgewässer') differenziert sie sich weiter. Dann wiederum wechselt die
Vegetation zwi-
schen stark und langsam strömenden, bzw. sonnigen und stark beschatteten Bereichen (3. Maßstab 'Gewäs-
serabschnitt').
Brücksichtigt man diese räumliche Differenzierung, können Wasserpflanzen bioindikativ - z.B. Nährstoffeintrag - genutzt werden.
Dieses räumlich skalierte Konzept unterscheidet sich nicht unerheblich von der Pauschal-Aussage des Informationsportals zur Bewertung der Oberflächengewässer gemäß Europäischer Wasserrahmenrichtlinie „Makrophyten indizieren als integrier-ende Langzeitindikatoren v.a. die strukturellen und trophischen Belastungen an einem Standort“.
In Fließgewässern hat der Boden (das Sediment) für das Pflanzenwachstum einen anderen Stellenwert als bei Land-
pflanzen, da Wasserpflanzen während ihres Wachstums die Sedimentations-
bedingungen an ihrem Standort kontinuierlich verändern.
Im Jahresverlauf verbessern Wasser-pflanzenschwaden ihre Nährstoff-
versorgung, indem sie Feinsediment anreichern - so lange bis die Schwaden an ihre gewässer-spezifische Entwick-
lungsgrenze stoßen und auseinander-
brechen.
Danach wird das Feinsediment schlagartig abtransportiert (Nährstoffpuls in Makro-
phyten-dominierten Fließgewässern). Dieses Phänomen ist wissenschaftlich nicht adäquat bearbeitet. Die Auffassung, Makrophyten wären Indikatoren für Sediment-
(nährstoff)belastung, überwiegt1.
Wasserpflanzen sind demnach auch Ökosystem-Konstrukteure, die die abiotischen Verhältnisse eines Gewässers temporär modifi-zieren. Dies geht so weit, dass Wasserpflanzenbestände in der Engstelle
Seerhein die Wasserstände des Obersees (Bodensee) maßgeblich
beeinflussen.
Armleuchteralgen bilden Sporen, die dauerhaft in Sedimenten nachweisbar sind.
Gezeigt wird eine kleine Auswahl dieser Oosporen verschiedener Arten aus der Characeen-Gattung Nitella.
Die Zahlen geben stark vereinfacht die Reaktions- bzw. die Rekreationszeiten (Jahre) der Organismengemeinschaften wieder. Den an Probestellen gebunde-nen Aufnahmen des Periphyton und Ma-krozoobenthon kann die kontinuierliche Makrophytenkartierung entlang eines Fließgewässers gegenübergestellt werden.
Viele Flüsse/Bäche sind durch starke Dynamik und Geschiebeführung (Abrasion) gekennzeichnet. Sind sie häufig getrübt
und ist die umgebende Vegetation Wald oder Galeriewald, so finden sich lichtbedürftige Wasserpflanzen nur vereinzelt an Sonderstandorten.
Daher sind es bisweilen ausgesprochen naturnahe und dynamische Fließgewässer (Gewässerabschnitte), die das Erfassungskriterium der FFH- (Fauna-Flora-Habitat) Richtlinie
„1%-Wasserpflanzendeckung” nicht, oder wenigstens zeitweise, nicht erfüllen. In solchen Abschnitten wachsen Wassermoose, Wasserflechten und benthische Algen.
Hingegen eignen sich die vergleichsweise moderat strömenden Gewässer der Oberrheinebene für eine kombinierte Klassifikation aus Wasserbeschaffenheit (Rheinwasser, Grundwasser, Mischwasser) und Wasserpflanzen-Vegetation, aus der eine Bewertung der Gewässer abgeleitet werden kann. Vollständige floristische Aufnahmen von 608 Gewässerabschnitten zwischen Breisach und Iffezheim (Rheinkilometer 223-357) bieten eine einzigartige Datengrundlage.
Zusammengefasst: Je dynamischer Gewässer (Sedimentfracht) sind, umso weniger stehen Gefäßmakrophyten (höhere Wasserpflanzen, Blütenpflanzen) zur Klassifika-tion und
Bewertung zur Verfügung. Ebenso gilt dies für nur zeitweise wasserführen-de Gewässer (temporäre Fließgewässer), für die über stereotyp abgefragte
Bioindi-katoren/Biologische Qualitätskomponenten - außer über diese selbst - keine Qualität abzuleiten ist.
In Fließgewässern mit geringer Sohldynamik, ist die Wasserpflanzenbiomasse häufig eine Funktion von Besonnungsdauer und Wassertiefe (Volumenentwicklung). Die häufig vorgenommene Quantifizierung der
Schätzstufen (sehr selten, selten, ver-
breitet, häufig, sehr häufig) nach y = x³ ist für flache Gewässer nicht gültig.
Bei Berücksichtigung des Kartiermaßstabes (mehrere hundert Meter) sollte für na-turnahe Bäche die Ausweisung des LRT 3260 auch mit dem Kriterium „wenigstens abschnittsweise 1% Deckung (submers & Spritzwasserzone)“ oder „weniger als 1% Deckung (bei best. Fließgewässertypen)“ möglich sein.
Der Bedeckungsgrad von aquatischer Vegetation ist eine Funktion des Lichtgenus-ses (s.o). Damit entscheidet u.U. die Nahhorizont-Einengung durch Bäume/Bö-schung, oder auch die Talrichtung (N-S günstig; W-O ungünstig), ob ein Gewässer-abschnitt noch dem FFH-Lebensraumtyp entspricht, oder nicht.
Wasserpflanzen Massenentwicklungen
Wie damit umgehen? Man kann sich dabei - je nach persönlicher Weltsicht - auf das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung berufen, dass Wasserpflanzen ökologisch und
ökonomisch 'optimiert' genutzt werden sollten, während das Leibnitz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) ein weniger hemdsärmeliges Nichtstun verordnet.
Den Ursachen nachzugehen, die auch außerhalb des betroffenen Gewässersystems liegen können, ist wohl die beste Option.
Bei Kulturpflanzen, die auf sauren (tropischen) Böden wachsen, ist Aluminiumtoxizi-tät relevant. Insbesondere die Wurzelentwicklung wird durch monomere Aluminium-ionen stark beeinträchtigt.
Es gibt einige Weichwasser-Pflanzen, die in kalkarmen Gewässern vorkommen, aber nur wenige, die in stark sauren (pH< 5) Gewässern existieren können. Diese (z.B. Knoten-Binse), haben eine
Cuticula, die eine direkte Einlagerung von Aluminiumio-
nen in die Blatt-Zellwand verhindert.
Bei Weichwasser-Pflanzen, wie dem Schild-Wasserhahnenfuß, dem Knöterichblät-trigen Laichkraut und dem Wechselblütigem Tausendblatt wird Aluminium direkt über das Blatt wirksam. Es führt in jungen, wachsenden Blättern zu Gewebezerfall (Ca wird durch Al ersetzt) und Wuchsstockungen. Ein weiterer Grund (neben der Säurewirkung), weshalb in versauerten Gewässern selbst Weichwasser-Pflanzen fehlen.
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Woher die pauschale und laufend kolportierte Auffassung „Makrophyten zeigen in erster Linie die Belastung der Sedimente an und die
Kieselalgen und sonstige Aufwuchsalgen die Belastung des Wassers, Makrophyten indizieren zudem hydromorphologische Defizite“ stammt, ist unklar.
Statt einseitiger indikatorischer Zuweisung, die bei Bewertungsfragen zur "ökologischen Güte" offenbar unverzichtbar ist, die Sichtweise der wechselseitigen Interaktion
Sediment/Vegetation.
Gessner, F. (1955): Hydrobotanik. I Energiehaushalt. VEB. 517 S..
Jones, J. I, Collins, A. L., Naden, P. S. & D. A. Sear (2012): The relationship between fine sediment and macrophytes in rivers. River Res. Applic. 28: 1006 - 1018.