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Quellen & Quelltypen

Natürliche Quelltypen

 

Wo hört eine Quelle auf und wo fängt ein Bach an? Eine eindeutige Trennung ist
nicht immer einfach.

Näherungsweise vollzieht sich der Über-
gang einer Quelle zum Bach dort, wo von einem durch das fließende Wasser geschaffenen Bett gesprochen werden kann.

 

Bei der Sturz- (Fall-, Schieß-, Fließ-) quelle (Rheokrene) tritt das Wasser meist deutlich erkennbar an einer Stelle, oder an mehreren gut eingrenzbar - waagrecht fließend bis stürzend - aus.

 

Bei der Sumpf- oder Sickerquelle (Helo-krene) geschieht dies diffus. Häufig ent-steht ein Quellsumpf, d.h. das Wasser sickert flächenhaft aus dem Boden. Wasser- und Landlebensräume sind hier besonders eng verzahnt.

 

Eine Tümpelquelle (Limnokrene) ist beckenartig ausgeformt -  Wasser tritt meist von unten zu. Häufig verdanken solche Quelltümpel ihr Entstehen dem künstlichen Aufstau.

 

Abhängig von der Menge (Grundwasser-stand; Hangzugwasser) und der wasser-leitenden Schicht, kann das Wasser in

geneigtem Gelände einmal an höherer oder tieferer Stelle austreten. Für diesen Quelltyp ist Wanderquelle ein guter Name. Sie entspricht nicht einem episodisch oder periodisch wasserführenden Bach (s.u.), dennoch sind Übergänge häufig.

 

Keinesfalls ist diese Klassifikation auf jede Quelle anwendbar. Es gibt viele Über-
gänge (z.B. Rheohelokrene). Im Offenland sind die meisten (alle?) Quellen Baden-Württembergs mittlerweile stark geschädigt bzw. zerstört. Soll die „biologische Re-naturierung“ der Fließgewässer über die Strahlwirkung erfolgen, ist ein fokussiertes Quellschutz- und Monitoringprogramm in Baden-Württemberg1 längst überfällig (vgl. Schweiz, Bayern...), so lange es noch etwas zu schützen, zu entwickeln, zu opti-mieren...gibt.

Was von Quellen übrig bleibt (falls etwas übrig bleibt)

 

Auch an Quellen wird unser ambivalentes Naturverhältnis deutlich. Auf der einen Seite werden Quellen symbolisch (Reinheit, Unberührtheit...) überhöht, auf der anderen Seite sind sie - durchaus nachvollziehbar - dem Land-, Wald- und Garten-bewirtschafter einfach nur lästig, oder umgekehrt - werden gefasst und übernutzt. Hinzu tritt ein unbedingter Gestaltungswille. Die Beispiele erscheinen wenig drama-tisch, sind aber vor dem Hintergrund zu sehen, dass es im Offenland (Ba-Wü.) wohl keine einzige unmanipulierte Quelle mehr gibt.

Wassertemperatur einer Schwarzwaldquelle

Temperaturjahresgänge 1997/98 der Luft und des Wassers am Quellaustritt (655 m ü. NN) und nach 40 Meter Fließstrecke. Messpunkte je Messreihe n = 2190.

Die Temperatur von Quellwasser liegt in der gemäßigten Zone (Nordhalb-
kugel) im Sommer  unter der mittle-
ren Lufttemperatur, die das Wasser nach Wärmeausgleich annehmen würde. Im Winter ist die Temperatur höher, so dass im Oberlauf eines Quellbaches, besonders im Bergland, das Wasser zunächst abkühlt.

Die Abbildung zeigt die am Quellaus-
tritt gemessenen Temperaturjahres-
gänge der Luft und des Quellwassers (Seitenquelle des Vorderen Seebachs, Schwarzwald b. Schönmünzach, Mittl. Buntsandstein).

 

 

 

 

Die mittlere Wassertemperatur und Standardabweichung beträgt am Quellaustritt 6,7 ± 0,2°C, bei einem Minimum von 6,2 °C und einem Maximum von 7,3 °C.

Konzeptionen

Wald-Monitoring. Komponenten & Abfragezeiträume (y)

Im Jahr 2022 werden u.a. in Baden-Württemberg über ein citizen science-Projekt das Trockenfallen von Bächen und Quellen abgefragt. Hinsichtlich des sich abzeichnenden Zustandes, sind die schlimmsten Szenarien kaum übertrie-ben.

 

Lapidare Feststellung aber auch - wie so oft - dass es leider an 'belastbaren Da-ten (Zeitreihen)' fehlt.

 

 

 

Vor 30 Jahren vorgeschlagene Monitoringkonzepte waren in den Wind gesprochen.

Quellfluren als integrative Landschaftselemente - Spiegel der Stoff-/Energieströme
& Wirkungskomponente - hätten schon immer in die Umweltbeobachtung aufgenom-

men werden müssen. Selbst 10jährige Abfragezeiträume sprengten die Finanzier-ungsmöglichkeiten für konzeptionell tragfähigen Natur- & Umweltschutz.
 

Heute werden die damals nötigen Geldmittel in düstere Prognosen für unsere Trink-wasser-ärmere Zukunft investiert. Trotz eines erhöhten Problembewusstseins wird nicht konsequent an regionale Anpassungen zum Quell- und Trinkwasserschutz 
- wozu die Aufregung, im Bodensee gibt's schließlich Wasser genug - gedacht. 

1

Landtag von Baden-Württemberg 14. Wahlperiode Drucksache 14 / 5783 01. 02. 2010: „Eine Auswert-ung der Ergebnisse der Waldbiotopkartierung und der Biotopkartierung, die ausschließlich naturnahe Quellen und Quellbereiche erfassen, ergab insgesamt 21.081 Biotope. An Quelltypen sind in diesen Bio-
topen 17.488 Sickerquellen, 1.155 Sturz- oder Fließquellen, 21 Karstquelltöpfe und 21 Gießen erfas-st. Der große Anteil an Sickerquellen in den Biotopen lässt darauf schließen, dass die naturschutzrecht-lich geschützten Quellen hinsichtlich ihrer Schüttung landesweit gesehen eher als unbedeutend einzu-stufen sind.“

Anmerkung: Man könnte angesichts der Anzahl auch zu dem Schluss kommen, dass gerade die Sicker-quellen repräsentativ für Baden-Württemberg sind und wegen ihrer Zahl/Repräsentativität die größte Bedeutung für den Naturschutz (Biotop-, Pflanzen-, Tierschutz) haben. Die Beobachtung, dass 'etwas sickert', heißt nicht, dass die Schüttung (absolute Menge) geringer ist, sondern sich u.U. auf eine größere Fläche verteilt. Und natürlich sind räumliche Lage, Verteilung und ihr Zustand der Quellen von unschätzbarer Bedeutung für fast alle Tierarten in einer wasserarmen und zunehmend austrocknenden Landschaft.

Im Rahmen der Biotopkartierung werden die kleinflächigen Quellen oft in Biotopkomplexen miterfasst, nur sind sie so an das digitale Fließgewässernetz nicht angebunden. Ihre Bedeutung - beispielsweise
hinsichtlich eines Strahlwirkungs-Effektes - daher nicht darstellbar.

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