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Douglasie, Waldumbau, Klimawandel

Auf einer Sturmwurffläche völlig planlos aufgewachsen. Ein wunderschöner und zukunftsfähiger Mischbestand.

Unter dem Druck des Klimawandels be-steht in Baden-Württemberg seit Jahr-zehnten die Forderung, dass Forstwirt-schaft, Holzindustrie und Naturschutz zu einem echten Dialog gelangen sollten (z.B. Reif 2010).

 

 

Während der „Neophytenzug in Städt-en  längst abgefahren ist (Bäume in Stuttgart), wurde für Baden-Württem-bergische  Wälder die Entscheidung, welcher Mischungsanteil fremdländi-scher Arten toleriert werden kann, 2020 gesetzlich verankert und steht in der Phase der flächigen Umsetzung.

 

 

 

Es gilt: Der Bedarf der deutschen Wirtschaft an Douglasienholz kann heute nicht gedeckt werden. Der Motor für die zukünftige Diskussion ist damit verortet.

 

Im Grunde kann eine aufgeschlossene Forstwirtschaft die mediale Verzwergung der Diskussion auf Holzindustie hier - Wohlleben da, nicht gutheisen. Es ist nicht falsch, stattdessen in der vertrauten näheren Umgebung Einzelfälle anzusehen und sich hierzu einen persönlichen Standpunkt zu erarbeiten.

 

Was man als Vegetationskundiger in der Landschaft sieht, ist das eine, wie weit man mit dem Witschaftsrationalismus mitgeht, das andere. Würden in Zukunft internati-onale Filmproduktionen (Game of Thrones, Vikings, Harry Potter, Maximilian...) die mittelalterlichen Waldszenen nicht immer in Fichten- bzw. Douglasien-Altersklassen-forsten drehen (die es in der angedachten Zeit nie gab - durch die sich Kamera-trupps aber einfach durchmanövrieren können), wäre schon einiges gewonnen.

 

 

Limnoterra möchte mit wenigen Wald-Bildern zum Thema Douglasienanbau in Ba-den-Württemberg einen kleinen Beitrag leisten.

 

Bestand 1: Die nordamerikanische Douglasie (Pseudotsuga menziesii) erschafft auf geeigneten Standorten in Baden-Württemberg Waldbilder, denen sich selbst Natur-schutz-Bewegte kaum entziehen können. Solche Stämme machen auch Försterinnen und Holzindustrie glücklich. Der Massenertrag der Douglasie ist unter entsprechen-den Bedingungen bis zu 50% höher als bei der Fichte.

 

 

Daneben findet man aber auch ganz andere Douglasien-Bestände.

Bestand 2:
Zwei Neophyten - Douglasie und Kleinblütiges Springkraut – Pflanzendiversität im Wald fast null. Das liegt nicht am Kleinblütigen Springkraut - Neophyten suchen und finden nur die waldbaulichen Fehler. Die Tatsache, dass negative Auswirkungen von Douglasienanbau auf die Artendiversität (Fauna-& Flora) mit der von Fichte - an die hat man sich gewöhnt - gleichzusetzen ist, entkräftet oder bekräftigt gar nichts, da die heimische Fichte bis auf einige Sonderstandorte (natürliche Vorkommen), ohne gezielte Aufforstung in Baden-Württemberg keine Flächendominanz erreicht hätte.

 

Bestand 3:

Douglasien-Pflanzungen auf der Schwäbischen Alb. Hier war die Fichte (im Hinter-grund) bereits nicht standortsgemäß und ebenso wenig ist es die neu eingebrachte Douglasie. Trotz Kenntnis der Anfälligkeit der Art gegenüber Kalk im Oberboden. Eisenmangel-Douglasien neben Naturverjüngung der Buche.

 

Die Douglasie wird nach der schwarzen Liste des Bundesamtes für Naturschutz als invasiv, vom Forst dagegen als nicht-invasive bewährte Gastbaumart“ eingeschätzt. Einundzwanzig Forstwissenschaftler (DVFFA) wenden sich daraufhin mit einem offe-nen Brief an das Bundesamt für Naturschutz (BfN) um ihm fehlende Wissenschaft-lichkeit vorzuwerfen. Solche Diskrepanzen - Medien und Öffentlichkeit dürfen ihren Meinungshorizont erweitern  - sollte sich Wissenschaft1 nicht leisten, sofern sie noch zwischen Parteinahme, reiner (sinnfreier) Innovation und echtem Fortschritt - dazu gehören Nachhaltigkeit & Biodiversitätsschutz - unterscheiden mag.

 

 

Worum sollte die Diskussion also gehen? Nicht so sehr darum, ob die in weiten Tei-len Baden-Württembergs standortsfremde Fichte (33% Flächenanteil) nicht teilweise durch die ebenso standortsfremde und daneben nicht-heimische Douglasie (3% Flä-chenanteil) ersetzt werden könnte, eher, wie Forstwirtschaft den schon vor 300 Jahr-
en nicht nur von ihr geprägten, sondern stolz verbreiteten Nachhaltigkeitsanspruch kommuniziert und konkret (s.o.) umsetzt. Für den Naturschutz hingegen gilt, dass er oft das einzige Korrektiv gegenüber hemdsärmeligen Macher-Annahmen darstellt, seine Einwände im Falle komplexer Sachverhalte - auch auf Grund jahrzehntelanger Marginalisierung - bisweilen widerlegbar sind. Dann gibt es noch die starke Emoti-onalisierung/Vermenschlichung des Themas Wald - sie mag für viele haarsträubend sein, kommt aber nicht von ungefähr. Man kann ökologische Sachverhalte durchaus als Herzensangelegenheit begreifen.

 

LH (1: langlebige 2: kurzlebige Laubhölzer). Aber: kaum ein Gehölz darf in Forsten alt werden...

 

Zweifellos eine wichtige ökologisch-land-schaftsprägende Frage, wie der hohe Fichtenanteil zukünftig abgeschmolzen werden soll. Mit alternativlos, sollte sich niemand zufrieden geben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zu viele „Einzelfälle“ bei denen neophytische Gehölze großflächig Waldökosysteme in Baden-Württemberg mittlerweile devastieren (Spätblühende Traubenkirsche: früher Innovation - heute lästiges Unterholz; wie konnte das eigentlich passieren?2) geben bei verstärkter Einbringung fremdländischer Gehölze wenig Anlass3, auf einen kon-trollierten und in ökologischer Hinsicht befriedigenden Waldumbau unter dem Druck des Klimawandels zu hoffen.

1

Wissenschaft wird von jeweiligen Interessensgruppen heute nicht selten wie eine Monstranz vor sich hergetragen. Ein reines Schaugerät, dass man auch als Keule benutzen kann. Ökologische Fragen betreffen immer ökonomische und gesellschaftliche. Eine Kunst, wissenschaftliche Erkenntnisse in gesellschaftlich-verantwortungsvolle Entscheidungen - die wissenschaftliche Erkennntnisse keineswegs mehr 100% abbilden müssen/können - zu überführen.

Etwas Biopolemik...

Evolutionsbiologisch haben Bedecksamer der kleinen Gruppe der Nacktsamer schon vor geraumer Zeit
den Rang abgelaufen. Nacktsamer zu denen alle Nadelgehölze zählen, dominieren aus diesem Grunde schwerpunktmäßig die klimatisch ungünstige (kalte) boreale Zone. Ihre anthropogene Verbreitung an wuchsgünstigen Standorten des temperaten Laubwaldes (= Deutschland), könnte man, etwas missgün-stig, als durch Forstwirtschaft, Holzindustrie und unsere Ansprüche herbeigeführten Rückschritt der Evolution betrachten.

 

Um was es tatsächlich gehen sollte (Dialog):
Ich fände es ehrlicher, aktuelle Defizite und rückblickend als fehlerhaft zu bewertende Entwicklungen auch als solche zu benennen. Dies erscheint mir allemal besser, als sie sich von anderen vorhalten lassen zu müssen“ (C. Ammer; Forstpraxis).
Ob wir in Fake ertrinken berührt eher die Bildungssituation/Lust selbst zu denken, als solche Kuriosi-täten wie (Forst!)Wissenschaftler, Wohlleben und Waldzausel. Diese stehen lediglich für bestimmte Positionen, zwischen denen man sich verorten muss. Informierte scharen sich nicht um Meinungsführer.

2

Man pflanzt, schaut zu und die nächste bzw. übernächste Forstamtsleitergeneration erkennt plötzlich, dass der Eintritt in die exponentielle Ausbreitungsphase verpasst wurde, und  man die Art nicht mehr im Griff hat (etwaige Ähnlichkeiten mit der Ausbreitung von COVID-19 sind nicht zufällig, sondern entspre-chende Fehleinschätzungen erfolgten in jüngster Vergangenheit durch experimentierfreudige Berufs-gruppen  - Försterinnen, Imker, Landschaftsgärtner...etc. - geradezu systematisch). Wäre dem nicht so, und nur die Ausbringung fremdländischer Pflanzen- und Tierarten durch Privatpersonen wäre relevant, gäbe es solche massiven Probleme nicht.

Als ob man nicht wüsste, welche Gehölze in Baden-Württemberg völlig unkritisch gepflanzt (falls pflan-zen überhaupt nötig ist) werden können. Sollten heute noch Straßen- oder Wasserbauverwaltungen auf das Sonderangebot einer Baumschule hinsichtlich einer leicht zu vermehrenden Gehölzart schielen, ist das kein Kavaliersdelikt mehr.
 

3

Natürlich ist diese Darstellung in keiner Hinsicht erschöpfend, oder objektiv. Wenn die Baden-Württem-bergische Landesregierung (hier Fraktion Grüne; CDU, SPD FDP, AfD...) und wissenschaftliche Politik-beratung aber bereits zu folgender Haltung gelangt ist Bei Neupflanzungen nicht-heimischer Baumar-ten müssen wir umsichtig vorgehen. Die Deckelung auf einen Anteil von maximal 25 Prozent ist wichtig, weil zunächst die Auswirkungen neuer Baumarten auf das Ökosystem beobachtet werden müssen und es gilt, Monokulturen zu vermeiden, befinden wir uns im Stadium „hoffen und beten.

 

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